Spanisch ist eine Weltsprache: inklusive Zweitsprachlern sprechen schätzungsweise 450 bis 500 Millionen Menschen auf der Welt Spanisch. Nach Mandarin-Chinesisch, Hindi und Englisch ist Spanisch damit die am vierthäufigsten gesprochene Sprache – und nach Englisch die am meisten erlernte Fremdsprache. Doch das macht das Übersetzen zwischen Spanisch und Deutsch nicht unbedingt einfacher. Denn auch einer Weltsprache können schon einmal die Wörter ausgehen, weiß die Muttersprachlerin und studierte Übersetzerin Marta Terés zu berichten.
Zugegeben, es sind spezielle Wörter. Doch bei professioneller Übersetzungsarbeit müssen eben auch solche schlüssig in die andere Sprache übertragen werden. Und selbst Sprachexperten wie Terés stellen technische Wörter wie „Stülpform“ oder „Benarbungsband“ vor eine Herausforderung. Denn oftmals gibt es im Spanischen keine Wörter, welche die Bedeutung exakt treffen, selbst Google findet kaum Ergebnisse zu diesen Begriffen. „In solchen Fällen muss ich mir vom Kunden genau erklären lassen, was das zu übersetzende Wort bezeichnet und dann manchmal komplett neue Wörter kreieren, welche die Bedeutung nachvollziehbar wiedergeben.“ In diesen Fällen wird die Übersetzerin zur Wortneuschöpferin – eine verantwortungsvolle Aufgabe.
In Industrie und Wirtschaft ist man auf Übersetzungen vom Deutschen ins Spanische angewiesen. Der Anspruch ist entsprechend hoch – und die Übersetzung oftmals knifflig. Eine von vielen Hürden, erklärt Terés, seien die zusammengesetzten Substantive: „Im Deutschen können Wörter endlos lang werden. Manchmal brauche ich deshalb für einen deutschen Begriff drei, vier oder fünf spanische Wörter.“ Oder sieben – wie etwa bei der „Speisewasseraufbereitungsanlage“, die im Spanischen zu „Planta de preparación del agua de alimentación” wird. Oder die zwei deutschen Wörter „prozessbedingte Schweißrauchablagerungen“ – für sie braucht man im Spanischen gleich zehn Wörter: „sedimento de los humos de soldadura producidos durante el proceso“. Kürzer geht es nicht.
Aber nicht nur die steigende Wortzahl ist für Übersetzungsprofis, die Deutsch ins Spanische übertragen, fordernd. Auch in der grammatikalischen Struktur beider Sprachen gibt es große Unterschiede. „In Deutsch kann man Sätze anders bilden als im Spanischen, zum Beispiel indem man sie mit einem Verb oder Attribut anfängt. Das geht so im Spanischen nicht.“ Die Folge: wörtliche Übersetzungen, wie sie etwa zwischen Französisch und Spanisch relativ gut funktionieren, sind zwischen Deutsch und Spanisch kaum möglich. „Das würde in der Regel katastrophal klingen“, sagt der Übersetzungsprofi. Die Folge: der Übersetzungsaufwand zwischen Deutsch und Spanisch ist hoch, Sätze müssen in ihrer ursprünglichen Bedeutung richtig interpretiert, von Grund auf neu konstruiert und dem Sprachverständnis angepasst werden.
Dazu gehört für Übersetzungsprofis wie Marta Terés auch, dass man sprachliche Feinheiten wahrnimmt. Wie die Sache mit dem „por favor“: Im Deutschen ist es Standard, Aufforderungen mit einem höflichen „bitte“ zu begleiten, weswegen viele Nicht-Muttersprachler auch im Spanischen häufig zum entsprechenden „por favor“ greifen – zu Unrecht, wie Terés erklärt: „Die häufige Verwendung von ‚por favor’ wirkt im Spanischen befremdlich, nicht höflich. Es ist sogar üblich bei Aufforderungen das im Deutschen gebräuchliche ‚bitte’ wegzulassen.“ Aus „Bitte lesen Sie die Bedienungsanleitung durch.“ wird so ein „Lea el manual de instrucciones“ – ohne „por favor“.
Die Zentren der spanischen Sprache liegen in Spanien und Südamerika – und zwischen beiden gibt es wichtige Differenzen und Bedeutungsverschiebungen, um die Übersetzungsprofis wissen müssen. So ist das in Spanien in vielerlei Umständen häufig verwendete Wort für „nehmen“ –„coger“ – in Lateinamerika bei weitem nicht so unverfänglich: dort ist es eine vulgäre Bezeichnung für Geschlechtsverkehr. Statt „coger“ verwendet man hier daher „tomar“. Ein anderes Beispiel: Ein hübsches Mädchen würde ein Spanier als „una chica guapa“ bezeichnen, in Lateinamerika wird für schön oder hübsch jedoch „bonito/-a“ oder „lindo/-a“ verwendet. Unter „una chica guapa“ verstehen Argentinier oder Kubaner dagegen „ein mutiges Mädchen“. Und jemand aus Chile würde wahrscheinlich die Augenbrauen heben. „Una chica guapa“ bedeutet hier: ein wütendes Mädchen. Die Sprachfallen sind also zahlreich. Gut, wenn man einen Sprachprofi zur Seite hat, der sie zu umschiffen weiß.
Marta Terés
Marta Terés, wurde in Barcelona geboren, ist nach ihrem Übersetzungsstudium nach Deutschland ausgewandert und inzwischen seit mehr als fünf Jahren als Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen und Deutschen ins Spanische tätig.
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Portugiesisch – das spricht man doch in dem verhältnismäßig kleinen Land an der Westküste der iberischen Halbinsel. Richtig, aber bei weitem nicht nur da.
Die französische Sprache ist den Franzosen heilig. Nicht umsonst gibt es in Frankreich eine Institution wie die Académie française – eine Gelehrtengesellschaft, die über den Gebrauch der Sprache wacht und diese pflegt.